Insektenhotelkette in Lotte eröffnet

„Wir haben nur die eine Natur“ Insektenhotelkette in Lotte eröffnet

Von Ursula Holtgrewe

Bahnhofsnahes Hotel in Halen: Rainer Lammers (Zweiter von links) übernimmt die Patenschaft für die Insektenbrutstätte. Bei der Installation legten Werner (links) und Renate Schwentker sowie Dieter Zehm hilfreiche Hände mit an. Foto: Ursula HoltgreweBahnhofsnahes Hotel in Halen: Rainer Lammers (Zweiter von links) übernimmt die Patenschaft für die Insektenbrutstätte. Bei der Installation legten Werner (links) und Renate Schwentker sowie Dieter Zehm hilfreiche Hände mit an. Foto: Ursula Holtgrewe

Lotte. Eine Hotelkette hat der Wersener Verein Mühle Bohle in der Gemeinde Lotte eröffnet: vier Insektenhotels in vier Ortsteilen. Für jedes gibt es einen Paten, der sich um die Behausung des eingezogenen Insekten-Nachwuchses kümmert.Das erste der vier Insektenhotels installierte der Verein nahe dem Halener Bahnhof. Nun darf man nicht denken, die Insekten wohnen in den unterschiedlich großen Hohlräumen. Diese dienen ihnen vielmehr als Kinderstuben.

Hotels rund neun Monate bewohnt

„Man muss bedenken, dass die Insekten rund ein dreiviertel Jahr in den Röhrchen verbringen. Etwa von September bis März sind sie dort, um zu überwintern. Und zwar als Eier und später als Larven. Diese legen beispielsweise Solitärbienen hinein, geben als Nahrung Pollen hinzu und verschließen das Fach wieder. Das geschieht mit mehreren Eiern pro Röhre. Im nächsten Frühjahr schlüpfen die fertigen Insekten aus ihren Kokons“, erklärte Dieter Zehm, Naturschutzbeauftragter des Mühlenvereins.

Er hat auch an den vier größeren Insektenhotels mitgearbeitet, von denen das erste an der Bushaltestelle nahe dem Bahnhof in Halen hängt. Er sowie Renate und Werner Schwentker haben den Halener, Bürgermeister Rainer Lammers, als Paten gewinnen können.

Bürgermeister als Pate

„Ich bin gern Pate geworden, weil aktuell bis zu 70 Prozent der Insekten nicht mehr da sind. Die Natur gerät aus dem Gleichgewicht. Nahrung für Vögel fehlt“, sorgt sich Lammers, der schon seit seiner Kindheit Nistkästen baut und in seinem Garten aufgehängt hat. „Wir haben nur eine Natur und ich hoffe, dass viele Bürger das nachmachen und sich Insektenhotels auf Balkone und in Gärten stellen oder hängen.“ Auch die Aktion mit den Blühstreifen an Wegesrändern trage dazu bei, die Vielfalt von Insekten zu erhalten und deren Vermehrung zu fördern, betonte Lammers.

Vier Paten für Insektenhotels

Weitere Hotels für Hautflügler hängen im Bürener Bürgerpark, betreut von Regenbogenkitaleiterin Swena Lingnau; im Wersener Dütepark mit Patin Helga Strübbe und nahe der Osterberger Aussichtsplattform, umsorgt von Pate Alfons Osterbrink.

Was passiert, wenn man in seinem Garten insektenfreundliche Blühstauden pflanzt, berichtete Renate Schwentker: „Ich habe festgestellt: Mein Garten lebt durch die richtigen Pflanzen. Bienen, Hummeln und andere Nektarsammler fliegen besonders auf offenen Blüten, in denen sie schnell ans Ziel kommen können. Beliebt bei Hummeln und Schmetterlingen ist Lavendel.“ Sie gehe viel bewusster durch ihren Garten und erfreue sich an dem Getümmel auf den Blüten, resümierte sie.

Fliegendes Getümmel bei passender Bepflanzung

Der Naturverbundenheit von Familie Schwentker ist es zu verdanken, dass in der Gemeinde Lotte bereits vor etlichen Jahren das erste richtig große mit Dachsteinen eingedeckte Insektenhotel vor der Mühle gebaut wurde. Renate Schwentker pflanzte Stauden darunter, damit die Insekten ihre Pollennahrung für den Nachwuchs auf kurzen Wegen zu den Eiern transportieren können. Nur Gräser im Umfeld von Insektennisthilfen sind als Nahrung zu einseitig.

Im vergangenen Frühjahr startete der Verein in der Mühle den großen Hotelbau. Die fertigen Bauten fanden beim ersten Lotter Gartenmarkt begeisterte Abnehmer. „Im Herbst werden wir voraussichtlich wieder welche bauen“, stellte Werner Schwentker eine zweite Bauphase in Aussicht.

Wer nicht so lange warten will, kann sich sein persönliches Insektenhotel auch selber bauen. „Das ist kinderleicht“, verspricht Dieter Zehm; und erklärt, dass Schilfrohr oder Bambusrohrabschnitte in eine saubere Konservendose gesteckt schon ausreichen können, um allem, was summt und brummt, den Start ins Leben zu erleichtern. Das mache auch dem Nachwuchs Spaß.

Ein wenig mehr ist zu beachten, wenn man ein größeres Hotel für Hautflügler, Schmetterlinge, Florfliegen und Co bauen möchte. „Wichtig ist, dass man Hartholz, also abgelagertes Eichen oder Buchenholt für den Rahmen und als gelochte Holzscheiben verwendet. Das verrottet nicht so schnell“, empfahl Zehm. Die Bautiefe sollte mindestens zehn Zentimeter betragen.

Baumaterial aus dem eigenen Garten

Für die unterschiedlich großen Insekten seien Bohrer mit den Durchmessern drei bis acht ideal, gab Zehm diesen Tipp weiter. Gut verwendbar seien auch angebohrte Äste, weil die Insekten sie mehrfach nutzten. Und: Manch ein Gartenbesitzer habe im Herbst Baumaterial, ohne es zu wissen.

„Man kann auch das Mark aus Ästen bestimmter Gewächse bohren und hat eine natürliche Röhre, oder man lässt das die Insekten machen, wie sie es in der Natur auch tun“, verriet Dieter Zehm und nannte Forsythien, Holunder, Deutzie. Weitere Ratschläge und Bauanweisungen gebe es unter anderem in Infoschriften und auf der Homepage des Nabu (Naturschutzbund Deutschland).

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung  (www.noz.de )
 Ursula Holtgrewe