Händchenhalten mit einer Leiche

 Erste Autorenlesung des Kunstkreises Lotte

Mühelos lässt Miriam Rademacher ihre Zuhörer Teil des Tanzlehrerkrimis werden. Foto: Ursula HoltgreweMühelos lässt Miriam Rademacher ihre Zuhörer Teil des Tanzlehrerkrimis werden. Foto: Ursula Holtgrewe

Lotte. Die Abenddämmerung legte sich über den Wersener Mühlengrund. Im ersten Stock der Mühle Bohle stand ein Fenster offen und ließ sie herein, vermischt mit leisem Rauschen der Düte. Die Autorin Miriam Rademacher saß im akzentuierten Licht und entführte rund 30 interessierte Zuhörer in ihren Krimi „Die Farben des Mörders“.

Gespannt war das Publikum, das der Einladung des Kunstkreises Lotte ins bauhistorische Mühlen-Kleinod gefolgt war, bei der Sache. Miriam Rademacher, die in Atter wohnt, stellte erst einmal den schrulligen Pastor Jasper vor. Er wacht nach mindestens einem Whiskey zu viel bei seinem Lieblingsspiel Dart gegen Tanzlehrer Colin im „Lost Ancor“ noch recht beduselt auf.

Whiskey, Dart und Ermitteln sind des Pastor Hobbys

Seine Haushälterin Mrs. Hobbs maßregelt ihn deswegen, ungehalten vor allem wegen der Bierdeckel, die in seinem Zimmer hängen. Darauf stehen Glückwünsche von Tanzlehrer Colin zum verlorenen Spiel – und das Einlösen der Spielschuld: Jasper soll im Seniorenheim „Hodge House“ einen therapeutischen Malkurs leiten.

Tanztherapieleitung als mildtätige Gefälligkeit

Damit hat Colin sich revanchiert, denn der Pastor hat Colin schon so einige mildtätigen Gefälligkeiten verrichten lassen, wenn dieser beim Dart verlor. Dass Colin seinen Gegner überlistet hat, wird Jasper beim Füllen der Erinnerungslücken irgendwann sehr klar.

Weil sich nun ein Tanztherapieteilnehmer eine Mitte wünscht, um die sich das Tanzen bewegen soll, macht sich Colin auf den Weg.

Ihm wird nachgesagt, dass er an Schritten und Haltung von Personen durchaus erkennen kann, wie es um sie steht. Das, so Miriam Rademacher, habe er beim Ermitteln im ersten Tanzlehrerkrimi bereits bewiesen.

Sympatische Charakterzüge der Hauptpersonen

Zu den Hobbydetektiven gehören weiterhin Jasper, Colins Freundin Lucy und Krankenschwester Norma – Charaktere, die die Autorin wie viele andere fast schon liebevoll und mit humorigen Erlebnissen und Reaktionen darstellt mit gut nachvollziehbaren Stärken und Schwächen.

Colin sucht also eine Mitte. Dafür durchquert er das Gelände von „Hodge House“, erreicht ein Gefälle abgetrennt mit einem Zaun. Dort wurden offensichtlich Küchenabfälle des Seniorenheims entsorgt. Und ausgerechnet dort entdeckt Colin die ideale Mitte: einen knallroten Fliegenpilz. Einmal mehr schmunzelten die Zuhörer überrascht.

Händchenhalten mit einer Leiche

Er klettert hinunter, dreht den Giftpilz, geschützt mit einem Taschentuch, heraus. Die bizarre erdige Wurzel daneben würde gut dazu passe. Colin greift danach. Einige Schrecksekunden später heißt es: „Colin hielt Händchen mit jemandem, der unter dem Kompost vergraben war.“

Schnell stellt sich heraus, dass es nicht die vermisste Heimbewohnerin ist, die sich dort zum Sterben verkrochen hat. Das Quartett beginnt auf eigene Faust parallel zur Polizei zu ermitteln.

Und so wurde die erste Autorenlesung, wie der Kunstkreisvorsitzende Claus Weidner eingangs betonte, ein spannender vergnüglicher Abend. Die Auflösung gab Miriam Rademacher, die sich als Tanzlehrerin, Mutter, Ehefrau und Autorin vorstellte, verständlicherweise nicht preis. Sie ist bei „Die Farben des Mörders“ nachzulesen.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung: Ursula Holtgrewe