Mühlenverein fördert Artenvielfalt
Fertigheime für Insekten bauen (von links) Lothar Brink, Bianca Kunze, Renate Schwentker, Reinhard Kohmäscher, Dieter Zehm, Klaus Wülfrath und Julius Kunze. Foto: Ursula Holtgrewe
Dass die Vielfalt der kleinen geflügelten und ungeflügelten Spezies nachgelassen hat, hat längst auch Dieter Zehm gemerkt. Er sieht sich durch Medienberichte bestätigt. Zehm ist im Mühlenverein als Beisitzer zuständig für Natur- und Umweltschutz. „Es ist wichtig, ökologische Nischen vorzuhalten, sodass Insekten diese biologischen Kleinräume besiedeln können. Das kann in Parks, Gärten und an Wegesrändern geschehen“, erklärt Zehm.
Pädagogischer Aspekt
Ihm sei der pädagogische Aspekt dabei sehr wichtig und die Aufklärung der Mitmenschen, die häufig kleine und kleinste Insekten gar nicht registrierten. Ideal seien die Nisthilfen, weil auch Ohrwürmer und unterschiedliche Wildbienenarten dort überwintern können. Einige Wildbienen seien mit bis zu vier Millimetern Länge faszinierende Winzlinge, betont er. Und: „Räume für Insekten können Garten- und auch Balkonbesitzer schaffen, zum Beispiel mit Blühpflanzen. Auch das sind Beiträge, die Insektenvielfalt zu erhalten.“
Insektenhotels für Lotter Kitas
Der Mühlenverein plant, größere Insektenhotels den Lotter Kitas zu schenken. Die Sorge, dass eine Gefahr bestehe für Kinder mit allergischen Reaktionen auf Bienenstiche, kann Dieter Zehm entkräften: „Gemeint sind die Stiche der Honigbienen. Die ziehen gar nicht in Insektenhotels ein, denn Honigbienen sind zu groß dafür. Außerdem leben sie in Völkern und haben eine Königin in Stöcken eines Imkers. Die Insektenhotels sind geeignet für Solitärbienen, die ohne Hofstaat leben. Solitärbienen sind nicht aggressiv. Beispielsweise ist die Gehörnte Mauerbiene den Sommer über nur damit beschäftigt, ihre Art zu erhalten.“
Hotelproduktion in Mühle Bohle
Ein richtig großes Insektenhotel steht bereits seit einigen Jahren an der Mühle. Die umweltverbundene Renate Schwentker, der die Mühle gehört und die im Verein für Veranstaltungen zuständig ist, engagiert sich auch dafür, dass Insekten beim Hotel dort vielfältige Nahrung vorfinden. Ehrensache, dass sie sich gleichfalls handwerklich einbringt. Oberhalb des Getriebekellers vom unterschlächtigen Wasserrad hat der Mühlenverein seine Hotelproduktion eingerichtet.
Klaus Wülfrath bedient den elektrischen Bohrer. Längst hat er aufgehört zu zählen, wie viele rund neun Zentimeter lange Löcher er in zehn Zentimeter dicke Holzstücke eingebracht hat – eine empfohlene Tiefe, damit die Insekten ihre Nachkommen der Reihe nach hineinlegen können.
Kinder stellen Insektenhotels beim Gartenmarkt her
Lothar Brink schneidet Teerpappe zurecht und nagelt sie auf kleine Dächer. Die gehören zu Holzhäuschen, die wie Nistkästen ohne Vorderfront aussehen. „Beim Gartenmarkt können sie von Kindern ausgefüllt werden mit Nistmaterial für Insekten, wie Bambusrohr und andere Materialien, die wir mitbringen“, erklärt der Vereinsvorsitzende Werner Schwentker.
Nun gesellen sich Bianca und ihr Sohn Julius Kunze dazu. Es gibt noch viel zu tun, auch für Reinhard Kohmäscher. Drei große Hotels mit den Maßen 50 mal 60 Zentimeter bauen die Ehrenamtlichen für die Gemeinde Lotte. Gefüllte Baumscheiben mit Infomaterial sollen die Kitas bekommen. Besonders schmuck sehen die Scheiben aus, die zum gefällten Apfelbaum in Schwentkers Garten gehören. Das verfaulte Innere wurde gesäubert und mit unterschiedlichen löcherigen Materialien gefüllt.
Aktiv für den Insektenschutz
Noch sehen tortenstückartige Stammstücke aus, als hätte jemand versucht, Löcher in den Käse zu bohren. „Schaut, so wird es mal aussehen“, erklärt Zehm, indem er über die Geraden zwei Dachstücke hält. Optisch ist der Vielfalt von Insektenhotels kaum Grenzen gesetzt. Davon können sich alle Besucher beim ersten Lotter Gartenmarkt überzeugen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (www.noz.de )
Ursula Holtgrewe